Schlaganfalleinheit
Allgemeines
Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter und nach den Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache. Jedes Jahr erleiden in Deutschland ca. 270 000 Menschen einen Schlaganfall.
Die Akutversorgung des Schlaganfalls findet auf spezialisierten Schlaganfall-Einheiten, den sogenannten Stroke Units, statt. Die Behandlung auf einer Stroke Unit verringert die Sterblichkeit und die Schwere der verbleibenden Behinderung, unabhängig von Alter, Geschlecht und anfänglicher Behinderung.
Seit 2001 wird am Kreiskrankenhaus Emmendingen eine vom Land Baden-Württemberg ausgewiesene lokale Schlaganfallstation betrieben, welche aktuell aus 4 Monitorbetten besteht, die als Teil der internistischen Abteilung in eine internistische Überwachungsstation integriert sind. Jährlich werden hier ca. 450 Patienten mit einem Schlaganfall behandelt.
Um eine optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten zu gewährleisten, wird die Schlaganfalleinheit des Kreiskrankenhauses Emmendingen in regelmäßigen Abständen nach dem Qualitätsstandard der Arbeitsgemeinschaft Schlaganfallstationen Baden-Württemberg zertifiziert. Außerdem nimmt das Kreiskrankenhaus Emmendingen an der externen Qualitätssicherung im Gesundheitswesen (QiG) des Landes Baden-Württemberg teil, bei der jährlich anonymisiert alle relevanten Behandlungsdaten mit den Daten anderer Kliniken verglichen werden.
Akutbehandlung
Der Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Minute zählt (Stichwort „Zeit ist Gehirn“)! Einerseits steigt die Wahrscheinlichkeit, den Schlaganfall ohne größere Ausfälle zu überstehen, je früher diese Behandlung begonnen wird. Andererseits ist eine Behandlung häufig nur in einem kurzen zeitlichen Therapiefenster möglich. Ziel der Behandlung ist die möglichst rasche Wiederherstellung der Durchblutung des betroffenen Hirngewebes (Rekanalisation). Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte deswegen umgehend der Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 informiert werden.
Aufgrund der engen Kooperation mit der Neurologischen Universitätsklinik Freiburg ist am Kreiskrankenhaus Emmendingen rund um die Uhr eine hohe fachliche neurologische Kompetenz gewährleistet. Im Rahmen einer telemedizinischen Vorstellung wird bei jedem Patienten individuell geprüft, ob eine rekanalisierende Maßnahme zur Anwendung kommen kann.
Standardmaßnahme ist die sogenannte Lysebehandlung (intravenöse Gabe eines stark wirksamen gerinnselauflösenden Medikamentes). Diese Behandlung ist in der Regel nur in einem Zeitfenster von 4,5 Stunden nach Symptombeginn zugelassen und kann vor Ort auf der Schlaganfalleinheit des Kreiskrankenhaus Emmendingen durchgeführt werden.
Liegt ein größerer Gefäßverschluss vor, kann eine Rekanalisation mittels mechanischer Thrombektomie (Entfernung eines Blutgerinnsels aus der Gehirnarterie mittels Katheter) zusätzlich zur Lysetherapie oder auch alleine erfolgen. Hierfür erfolgt die sofortige Weiterverlegung des Patienten in die Universitätsklinik Freiburg.
Schlaganfalleinheit des Kreiskrankenhauses Emmendingen
Für Informationen zur Definition des Schlaganfalls, zu typischen Schlaganfallsymptomen, sowie zum Aufenthalt und den Besuchszeiten auf unserer Schlaganfallstation verweisen wir auf unseren Flyer .
Nach Prüfung und gegebenenfalls Durchführung einer Akutbehandlung steht der sofortige Beginn einer ausführlichen Suche nach der exakten Ursache des Schlaganfalls verbunden mit der Einleitung einer frühen individuell-spezifischen medikamentösen Sekundärprophylaxe zur Vermeidung weiterer Ereignisse im Vordergrund.
Folgende Untersuchungen können am Kreiskrankenhaus Emmendingen durchgeführt werden:
- Computertomographie, CT-Angiographie, CT-Perfusion
- Kernspintomographie, MR-Angiographie, MR-Perfusion
- Duplexsonographie der hirnversorgenden Gefäße, auch mit Kontrastmittel
- Labor inklusive spezifische Anti-Xa-Bestimmung der DOAKs
- EEG, Neurographie
- Untersuchung des Nervenwassers mittels Lumbalpunktion
- EKG, Langzeit-EKG und Langzeitblutdruckmessung
- Farbdopplerchokardiographie und Schluckechokardiographie des Herzens
- Schrittmacher und Event-Rekorder-Implantation
Parrallel zur Usachensuche ist das Ziel der Behandlung, eine Reduktion der Schwere der durch den Schlaganfall bedingten körperlichen Beeinträchtigung, im Idealfall bis zur Beschwerdefreiheit, zu erreichen. Dazu dient die engmaschige und kontinuierliche Überwachung verschiedener Vitalparameter (Blutdruck, Sauerstoffsättigung Temperatur, Herz- und Atemfrequenz), sowie das frühe Erkennen einer Verschlechterung oder von Komplikationen durch regelmäßige klinische Kontrollen von ärztlicher und pflegerischer Seite.
Vom ersten Tag an erfolgt eine Behandlung durch ein multiprofessionellen interdisziplinären Team aus:
- Ärzten verschiedener Fachrichtungen (Neurologie und Innere Medizin)
- speziell geschulte Pflegekräfte (sog. Stroke Nurse)
- Physiotherapeuten
- Ergotherapeuten
- Logopäden
- Sozialarbeiter
- Psychologen
Zusätzliche Unterstützung erfährt unser Ärzteteam an Wochenenden und Feiertagen durch eine Gruppe von externen neurologischen Fachärzten, die ihre neurologische Expertise im Rahmen einer täglichen Visite einbringen (sog. Stroke Net).
Kooperationen und Zusammenarbeit
Das Kreiskrankenhaus Emmendingen ist seit 2017 Teil des Interdisziplinären Neurovaskulären Netzwerkes Südwest (INVAS) Dieses Netzwerk wurde 2013 als eine der ersten Einrichtungen dieser Art von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft anerkannt. Aufgabe und Ziel des Netzwerkes ist es, die Schlaganfallversorgung in der Region zu optimieren, z. B. durch die Etablierung von Zuweisungskonzepten und standardisierten Behandlungspfaden. Es findet ein intensiver Informationsaustausch aller beteiligten Akut- und Rehabilitationskliniken im Rahmen regelmäßiger Treffen statt. Neben der Universitätsklinik Freiburg sind 14 Akutkliniken und 3 Neurologische Rehabilitationskliniken zusammengeschlossen, eine davon ist das Kreiskrankenhaus Emmendingen. Sollte es aufgrund einer fortbestehenden körperlichen Beeinträchtigung erforderlich sein, besteht die Möglichkeit der Einleitung einer Rehabilitationsmaßnahme in einer der Rehabilitationskliniken des Netzwerkes.
Das INVAS-Netzwerk wird durch das übergeordnete koordinierende interdisziplinäre Neurovaskuläre Zentrum Freiburg (INCEF) geleitet, zu dem unter anderem die Klinik für Neuroradiologie, die Klinik für Neurochirurgie und die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie gehören. Durch die enge Kooperation der verschiedenen Fachabteilungen und der externen Kliniken wird eine lückenlose und Versorgung auch bei operativ zu behandelnden Krankheitsbildern des Schlaganfalls wie z. B. Verengungen der Halsschlagader (Trombendarteriektomie/Stentimplantation) oder auch Hirnblutungen gewährleistet. Hierfür existieren festgelegte Standards und Abläufe, die regelmäßig aktualisiert werden.
Unsere Experten:
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Dr. Robert Kaufmann
Leitender Oberarzt Geriatr. Schwerpunkt und Schlaganfalleinheit
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